Bauherr: Stadt Berlin
Landschaftsarchitekt: pslandschaft.de Joachim Schulze
Mitarbeiter/-in: Nina Schultz, Setzu Kobayashi
Planung: 2006 // 2. Runde
Dem Umbruch im Jahr 1989 folgt 17 Jahre später der Abbruch des asbestverseuchten Palastes der Republik. Für die Zeit von 2007 bis 2012 wird die Idee einer temporären Freiraumgestaltung bis zum Wiederaufbau des Berliner Schlosses ab dem Jahr 2012 gesucht. Die Debatte um die Gestaltung ist seit Anfang der neunziger Jahre in vollem Gang; Wiederaufbau des Schlosses oder eine Bebauung in zeitgenössischer Architektur? Rekonstruktion eines Gebäudes, welches mehr als 50 Jahre nicht mehr steht und in dieser Zeit keine Geschichte hat? Den Palast der Republik stehen lassen und als Ort der Kultur nutzen? Oder einen für alle Bürger zentralen und multifunktionalen sowie multikulturellen Freiraum schaffen? Unser Entwurf greift diese Zerrissenheit in der öffentlichen Diskussion auf und setzt sie in Form und Gestalt von ‘Erdschollen’ um. Diese entstehen z.B. durch Versteppung, das langsame Austrocknen einer Landschaft, verursacht durch Wassermangel und einen Rückgang der Pflanzen- und Tiervielfalt. Die Erde ist trocken, beginnt zu zerreißen und einzelne Fragmente entstehen. Die Fragmente oder Erdschollen bilden die verschiedenen Meinungen in dieser Diskussion ab, die oft auch hart aufeinander treffen können; es kann zu Zerreißproben kommen.
Da Auseinandersetzung, Diskussion und Meinungsfreiheit aber der Grundstock unserer Demokratie sind, sind die Erdschollen nicht trist und trocken, sondern bleiben grün. Man ist zwar unterschiedlicher Meinung, aber immer tolerant, eine flexible Gesellschaft voller kreativer Energien und Ideen. Ebenso anpassungsfähig verhalten sich die Schollen im Entwurf, sie sind multifunktional nutzbar und jederzeit mit Rücksicht auf die einzelnen Bauabschnitte veränderbar in Funktion und Form, ohne das die Entwurfsidee leidet.
“Der Mensch braucht nur wenige Erdschollen, um drauf zu genießen, weniger, um drunter zu ruhen.”
Johann Wolfgang von Goethe, Die Leiden des jungen Werthers.